Die Erotosophie

Meine Berührungsrituale, Lebensberatungen und andere Angebote sind aus der Erotosophie (erotischen Philosophie) entstanden. Die Praxis der Erotosophie umfasst sehr viel mehr als nur die sogenannte “tantrische Massage”, die von Laien und Anfängern oft unter “Tantra” verstanden wird. Zur Praxis der Erotosophie zählen Yoga, Meditation, Körperarbeit, Psychotherapie, Partner- und Gruppenarbeit, aber in der ersten Linie die Arbeit an sich selbst und die Schule des Lebens. Die Berührungsrituale, die aus den “tantrischen Massagen” entstanden sind, eignen sich gut als einfache, für Anfänger zugängliche Techniken, um die ersten Einblicke in die Welt der Erotosophie zu gewähren und die Erotosophie kennenzulernen.

Ein Basisverständnis der Erotosophie – und vor allem der entsprechenden Werte – scheint aus meiner Sicht für den Einstieg in die Praxis unumgänglich. Darum verfasste ich noch in den Jahren 2009-2011 diesen Text, in dem ich versuchte die Erotosophie klar und verständlich zu definieren.


Was ist Erotosophie?

Erotosophie ist ein Lebensweg – ein Weg der persönlichen Entwicklung, der Bewusstseinserweiterung und der Lebenskunst.

Der Unterschied zu den anderen Lebenswegen besteht darin, dass ein Erotosoph ganz bewusst die Aufmerksamkeit auf die Lust richtet und auch auf Prozesse und Sinne, die die Lust im Körper und im Bewusstsein hervorruft. Durch gezielte Aufmerksamsein findet die Entwicklung statt. Der Unterschied zum Hedonismus (eine philosophische Strömung, die Lust als höchstes Gut und Bedingung für ein gutes Leben ansieht) besteht darin, dass ein Erotosoph seinem Wunsch die Lust zu empfinden nicht einfach nachgeht, sondern zuerst diesen Wunsch in sich selbst beobachtet, damit er in der Lage wird alle Folgen, die die Befriedigung der Lust mit sich bringen wird, tief einzusehen und zu verstehen. Auf die Lust, die nicht vom Herzen kommt und durch die Liebe und Zärtlichkeit nicht getragen wird, wird zuerst verzichtet.

Eine der stärksten Energien in unserem Leib und in unserem Geist ist die sexuelle Energie, das Begehren. Das Begehren dient nicht nur der Erhaltung des Lebens auf der Erde (Fortpflanzung), sondern sie ist auch die Quelle eines sehr starken Vergnügens. Man darf auch behaupten, dass das sexuelle Begehren sogar das stärkste Vergnügen ist. Ausserdem ist alles im Kosmos sexuell bedingt, alles geschieht auf der Grundlage des Zusammenwirkens vom Männlichen und Weiblichen. Darum nutzt man in der Erotosophie vor allem die sexuelle Energie, das Begehren um die Lust zu studieren, zu verstehen und bewusst zu steuern. Ein Erotosoph zu werden bedeutet deshalb klar und deutlich diese Energie zu sehen und zu fühlen, sie zu beherrschen, ihren subtilsten Fluss und ihre Form zu erkennen, um selbst ganz bewusst das eigene Begehren zu nutzen und mit seiner Hilfe die Kunst zu erlernen sich selbst und andere Menschen zu vervollkommnen.

Leider setzte sich die Entwicklung unserer Sexualität im Verlauf der Evolution und der menschlicher Geschichte nicht immer korrekt und konsequent durch. Als Hindernis für eine gesunde Entwicklung diente vor allem der weit verbreitete Wunsch und das Streben, die Sexualität irgendwelchen immer ganz unterschiedlichen, aber immer auch ganz festen Normen und Gesetzen zu unterwerfen: Moralischen, sozialen, politischen. Dies gilt sowohl für die einzelnen Individuen als auch für die Gesellschaft allgemein. Das Ergebnis einer solchen Entwicklung sind oft verschiedenste Ängste, Störungen, Blockaden, falsche innere Einstellungen, irrationale Stereotypen, sture Überzeugungen und kontraproduktive psychologische Muster, mit denen unsere Sexualität heute unmittelbar verbunden ist. Ausserdem beeinflussten die Sexualität sehr stark andere Wissensbereiche: Ethik, Kultur, Geschichte, Religion, Ästhetik, Technik, Kunst, Wirtschaft, moderne Medien und Technologien und viele andere Gebiete und Wissenschaften. Dieser Einfluss war nicht immer negativ betont, doch sein Produkt ist eine sehr komplexe Sexualität geworden, die historisch, kulturell, religiös und ästhetisch so stark konditioniert ist, dass der einzelne Mensch heutzutage kaum in der Lage ist seine eigene Sexualität und die Erscheinungsformen der sexuellen Energie anderer Menschen adäquat wahrzunehmen, zu interpretieren und zu beurteilen.

Erotosophie als Weg der Suche und der Akzeptanz der eigenen sexuellen Natur setzt sich das Ziel die Sexualität von allen überflüssigen und nutzlosen festen Schichten der Konditionierung zu befreien, um darunter das Wesentliche, den Kern zu enthüllen, der die Liebe ist. Mit Hilfe der Erotosophie ist es möglich destruktive Muster, Programme, Störungen und Überzeugungen aufzudecken, zu studieren und zu überwinden. Dabei kann der Mensch diejenigen z.B. kulturell bedingten sexuellen Muster beibehalten, die sich ihm als nutzvolle, attraktive oder einfach schöne erwiesen haben. Mit anderen Worten gesagt, ist die Erotosophie der Weg der Befreiung der Sexualität von der schweren Last ihrer Geschichte und von damit verbundenen Irrtümern, wobei sie gleichzeitig der Weg der bewussten Entwicklung, Integration und Akzeptanz von wirklich wahren, schönen und guten Formen der Lust ist.

In Fall einer erfolgreichen erotosophischen Praxis entwickelt der Mensch eine tiefe und bewusste, ganzheitliche und dynamische Sexualität, die ihm nicht nur Freiheit und Selbständigkeit in der Partnerschaft und in der Beziehung mit seinen Mitmenschen gestattet, sondern auch negative Energien und Emotionen transformiert, die unmittelbar mit der Sexualität verbunden sind. Dadurch wird persönliches und geistiges Wachstum in Aussicht gebracht, z. B. in solchen Bereichen wie Kreativität, Kunst, Studium, Arbeit, Sport, Kindererziehung oder Verbesserung der beruflichen Situation.

Ein Erotosoph ist ein Freigeist, Freidenker und Lebenskünstler, der bewusste, freie und kreative Schöpfer seines eigenen Seins ist.


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